Meine erste Karibik Segelreise: Von Paris-Chaos zum Karibik-Traum: Mit Rückenwind, Rückengurt und Rendezvous
- carolinekouvatsis
- 29. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juli
Wie eine spontane Entscheidung, ein Hexenschuss in Paris und ein medizinischer Rückengurt mich zu meiner allerersten Segelreise brachten – inklusive Packesel-Dasein und karibischem Segelglück.

Es begann mit Konfetti. Und Rum. Meine erste Karibik Segelreise: Von Paris-Chaos zum Karibik-Traum!
Zürich, Februar 2024. Karnevalstrubel, bunte Masken, laute Musik. Ich tanze, lache – und treffe Michael. Bootseigner, Sonnenkind, Seemann durch und durch. Er erzählt von seiner Segelyacht AYOKA, von Abenteuern in der Karibik, vom Leben auf dem Meer – und von Freiheit unter weissen Segeln.
Dann dieser Satz: „Komm doch einfach mit.“
Tja. Und weil ich genauso ticke – spontan, neugierig, abenteuerlustig – sagte ich: Klar.
Paris, du Stadt der... Rückenprobleme?
Drei Monate später: Rucksack gepackt, Zugticket in der Hand, die Vorfreude kitzelt. Mit dem TGV geht’s nach Paris – ein geplanter Zwischenstopp, bevor es weiter nach Martinique geht. Schliesslich will man die Stadt der Liebe nicht einfach links liegen lassen, wenn man gerade dabei ist, sich zu vergucken. Romantik, hallo?
Der Abend: einfach zauberhaft. Brasserie, kleine Weinbar, laue Luft, Frühlingsgefühle. Paris flüsterte uns zu:„Na los, träumt ruhig weiter.“
Nur: Paris hat Humor.
07:00 Uhr, der Wecker klingelt. Abflug nach Martinique um 11:20 Uhr. Croissant schnappen, ab zum Flughafen – so der Plan.
Der Rücken von Michael hatte andere Pläne.
Hexenschuss. Komplett blockiert.
Er: bewegungslos wie ein Crêpe.
Ich: nervlich zerscheuert wie ein abgenutztes Segelseil.
Der Flug? Weg. Der Traum? Kurz auf Eis.
Notarzt, Riesen-Spritze, Valium & Co. Paris erwachte, während wir flachlagen – er körperlich, ich mental. Erst gegen 16 Uhr konnte er sich wieder rühren. Das Hotelzimmer? Zum Glück verlängert.
Mein nächster Geistesblitz:
Ein medizinischer Rückengurt.
„Nein“, „brauch ich nicht“, „geht schon wieder“ – die üblichen Männerargumente. Ich blieb dran. Mit Nachdruck, Charme und einer Prise genervtem Lächeln. Schliesslich: Gurt gekauft, Flug neu gebucht - einen Tag später hoben wir tatsächlich ab.
Michael: leicht sediert, gut gestützt, immer noch ein bisschen schief – aber dabei.
Ich: aufgeregt wie ein Kind am Weihnachtsmorgen.
Ziel: Martinique. Sonne. Palmen. Salzwasser. Segel.
AYOKA & ich – und der Sprung ins Segelabenteuer
Packeselin ahoi – mein schneller Aufstieg zur Bord-Allrounderin
Martinique empfängt uns mit Sonne satt, Palmen und türkisblauem Wasser. Ich schwitze. Und strahle.
Michael ist noch nicht voll einsatzfähig. Also werde ich kurzerhand zur Packeselin, Einkaufschefin, Kabinenfee und Notfall-Elektrikerin:
Kisten schleppen, Checklisten abhaken, Kühlschrank reparieren, Vorräte bunkern – alles mit Schweissperlen statt Sonnencreme im Gesicht.
Zwei Tage bleiben, um AYOKA startklar zu machen. Ich merke schnell: Auch ohne Seemeilen im Logbuch kann man sich blitzschnell in eine Bord-Allzweckwaffe verwandeln. Multitasking unter Segeln – Challenge accepted.
Dann trifft unsere Crew ein: eine Familie mit zwei erwachsenen Kindern – zum Glück erfahrene Segler mit Anpackmentalität. Gemeinsam wuppen wir das: Proviant verstauen, Wassertanks füllen, Segel durchchecken, Kurs setzen.
Michael verlegte sich in der ersten Woche aufs Kommando geben und Crew anleiten. Und das mit beeindruckender Klarheit und Ruhe. Seine Anweisungen waren präzise, das Zusammenspiel der Crew funktionierte wie geschmiert – Teamwork deluxe.
Ich lerne in Lichtgeschwindigkeit, wie viel Organisation, Kraft und Herzblut in einem Törn stecken – und dass der schönste Sonnenuntergang doppelt gut schmeckt, wenn man ihn sich ehrlich verdient hat.
Und dann... setzt sich das Segel. Und alles andere los.
Der Motor verstummt. Der Wind greift ins Segel. Der Bug hebt sich sanft.
Und plötzlich ist da dieses Gefühl:
Freiheit. Weite. Und „Ich bin genau richtig hier.“
Wir segeln von Insel zu Insel – St. Lucia, St. Vincent, Bequia, Tobago Cays.
Namen wie aus einem Lied. In echt: noch schöner.
AYOKA gleitet durchs Wasser wie dafür gebaut (Spoiler: ist sie).
An Bord gibt’s keine Hektik, keine Schlagzeilen, keine Schuhe.
Nur salzige Haut, Lachen aus der Kombüse – und Farben, die es eigentlich gar nicht geben dürfte: Türkis, Azur, Korallrosa, Gold.
Morgens barfuss im Cockpit Kaffee trinken.
Mittags mit fliegenden Fischen um die Wette schauen.
Abends Sternschnuppen zählen, während das Wasser leise gluckert.
Und Michael? Der taute von Tag zu Tag auf – wortwörtlich.
In der zweiten Woche wurde das Meer sein Reha-Programm.
Schwimmen half gegen die Schmerzen, das warme Wasser löste die Verspannungen.
Am Ende sprang er übers Deck wie eine karibische Gazelle. Ich schwöre: Ich musste zweimal hinsehen.
Was bleibt, wenn der Wind nachlässt?
Zwei Wochen später. Letzter Sonnenuntergang. Das Meer schimmert golden. Ich lehne am Relingseil, salzige Haut, müde Muskeln – und ein Herz, das platzt vor Glück.
Meine erste Segelreise wurde ein echtes Abenteuer.
Eins, das mich aufs Meer zurückgebracht hat. Und nicht mehr loslässt.
Vom Pariser Pflaster bis zum karibischen Strand.
Vom Schreckmoment zum Lieblingsabenteuer.
Vom „Ich schau mal“ zum „Ich bin dabei!“
Ich bin nicht als Seglerin losgefahren.
Aber ich kam als eine zurück.
Mit Sand im Gepäck. Und Sehnsucht nach mehr.
Aye, AYOKA – wir sehen uns wieder.
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